Dienstag, 7. Juli 2015
Du und ich - wir sind eins. Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen. *Gandhi*
Oh, ein Mensch! Er will sicher nett zu mir sein, wie ich zu ihm. Das dachte ich im zarten Alter von 5 Jahren.

Niemand will dir etwas böses, dachte ich noch vor 15 Jahren, als ich nicht wusste, dass schlimme Dinge auch einem selbst wiederfahren können.

Prinzipiell gibt es (hoffentlich) nur wenige Menschen, die andere mit Absicht verletzen. So dachte ich noch vor etwa 10 Jahren, als ich noch jung und optimistisch war und zwar das Böse erlebt hatte und es mir mehrfach angetan wurde, ich aber so sicher war, dass es außer diesen Gegebenheiten nicht schlechtes mehr geben kann und niemand mich mehr verletzen würde.

Als ich dann 25 Jahre alt wurde dachte ich tagtäglich nur eines: Alle Menschen sind bösartig, von innen her verdorben und faulig. Und nur wenige schaffen es, all ihre Schlechtigkeit zu verbergen und zu unterdrücken. Aber den meisten ist das zu schwierig. Sie verletzen andere einfach.

Heute habe ich begriffen, dass es da Abstufungen gibt. In der Tat gibt es Menschen, die andere aus voller Absicht verletzen, sei es körperlich oder geistig, durch physische Angriffe oder verletzende Worte. Es gibt aber auch diese Menschen, die einen anderen unabsichtlich verletzen, während sie ihre eigenen Ziele verfolgen - dies wird einem meist erst hinterher klar, wenn der gesamte perfide Plan aufgegangen ist. "Das hättest du auch so gemacht" - nein, das hätte ich nicht.

Es gibt auch solche, die einen in ihren Plan einweihen und davor warnen, dass man verletzt werden könnte, man versucht demjenigen dann sogar entgegen der eigenen idealistischen Moralvorstellung zu helfen und dabei trotzdem sein eigenes Wohl nicht zu vergessen und aus den Augen zu verlieren - und wird dafür von der Person bestraft. Das ist dann noch verletzender.

Sicher reagiert jeder anders auf derartige Schmach, manche ziehen sich zurück und schweigen, andere suchen ein Gespräch und wieder andere (ich zum Beispiel) toben und sind wütend und eingeschnappt ob dieser Ungerechtigkeit. Dann brennt sich eine unerträgliche Enttäuschung in meinen Eingeweiden durch den Magen die Speiseröhre hinauf bis es als zornesprühende Tirade aus dem Munde trieft. Nein, ich kann nicht. Ich kann solche Dinge nicht totschweigen. Das habe ich schon oft versucht, aber ich kann es einfach nicht. Und das Ganze kocht sich dann auf, die Verletzung pendelt von einer Person zur anderen, bis sie nicht mehr zu heilen ist. Ich will das nicht, wirklich. Und ich kann viele Beweggründe verstehen, doch ich muss sie nicht billigen. Vor allen Dingen muss ich dabei nicht mein eigenes Wohl zurückstellen, was aber der Fall ist, wenn eine dritte Partei nur die Hälfte der Geschichte kennt und mich dann zum Buhmann macht.

Es ist unerträglich - und selbst wenn mir die Person das selbe versichert, begreife ich nicht, wie es dann sein kann, dass diese Person Verletzungen nicht zu relativieren oder zu heilen versucht, sondern - schlimmer noch - in der Wunde herumwühlt und pult und sucht, bis die Vene sichtbar wird. Ich mache das nicht mehr mit. Vermutlich kann ich mir oft genug an die eigene Nase fassen. Das hört auf. Sofort.

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