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Samstag, 16. Mai 2015
Schmeichelei ist Aggression auf Knien. *Branstner*
tashbomville, 16:43h
Kennt ihr das?
Manche Tage beginnen schon mit einem bestimmten Thema. Man wacht auf und merkt, heute ist die Stimmung anders als sonst. Und dann gehst du aus dem Haus und stellst fest: ich hatte Recht!
So ging es mir letzte Woche. War es Mittwoch? Ich ging aus dem Haus mit einem unguten Gefühl, lief die Straße hinunter, um zu meinem Auto zu kommen (das sind wohlgemerkt 10 Minuten Fußweg, weil bei uns vor dem Haus erstaunlicherweise nie Parkplätze frei sind). An den Flüchtlingsunterkünften vorbei, die direkt neben der Kirche stehen, da höre ich von rechts einen Mann schreien: "HEY HÖR AUF! WAS SOLL DAS? SPINNST DU?"
Natürlich sehe ich hin, ob ich eventuell helfen kann, denn der Mann klang recht panisch. Ich sehe also in der Seitengasse einen untersetzten Herren um die 40 mit einem, sagen wir mal, recht passablen Schnurrbart die Arme in die Luft strecken und wedeln. Um den Oberkörper trägt er mit einem Gurt einen Laubpuster (ich weiß nicht, die dieses Gerät wirklich heißt, aber der Zweck der Maschine sollte klar sein). Auf ihn zu fährt mit Karacho ein Transportwagen mit offener Ladefläche, wie ihn Gärtnereien zum Transport von Pflanzen zu nutzen pflegen. Der Fahrer und der Beifahrer lachen ob der Panik ihres Kollegen, alle in orangefarbenen Westen.
Der Mann tut mir leid. Scheinbar haben sie das nicht zum ersten Mal gemacht. Vielleicht fahren sie bereits seit einer halben Stunde im Kreis, nur um ihn zu ärgern. Als die Herren an mir vorbeifahren, kann ich sehen, wie sie sich über ihn lustig machen. Es ist furchtbar. Der Arbeiter wirft seinen Laubbläser an (so heißt das, oder?) und geht weiter seiner Arbeit nach. Als ich noch denke: "fragt sich, für wie lange," kommt ein Fahrradfahrer vorbei und schreit den Mann in Orange an, er soll aufhören, den Dreck durch die Gegend zu pusten. Er hätte lieber im Bett bleiben sollen. Sieben Uhr morgens und nur Ärger.
Während ich also noch darüber nachdenke, ob ich dem Mann hätte irgendwelche aufmunternden Worte zukommen lassen sollen, steige ich in meinen Wagen und fahre los. An der nächsten Kreuzung werde ich bereits von einem anderen Fahrer auf sehr gefährliche Weise geschnitten. Wütend schlage ich mit der Faust auf die Hupe, der Mann dreht den Kopf, sieht mich an und fährt weiter, als sei nichts gewesen. Anzeigen sollte ich ihn, denke ich - und während ich versuche mir sein Kennzeichen einzuprägen, denke ich, dass ich gerade einfach nur die allgemein negative Stimmung aufgegriffen habe und dementsprechend weiter verbreite. ich beherrsche mich und fahre zur Arbeit.
Die ersten beiden Anrufe schreien mich bereits an - grundlos. Ich erinnere mich an die Hupe und bleibe ruhig. Auch bei dem Dritten und Vierten bleibe ich ruhig und sachlich. Heute ist ein sehr aggressiver Tag. Etwa zwei Stunden später kommt meine Vorgesetzte, eine weitere Stunde später kommt eine Arbeitskollegin und stellt meiner Vorgesetzten einen Strauß gelber und Roter Tulpen auf den Tisch. Sie habe diese Blumen eigentlich jemand anderes geben wollen zum Geburtstag, aber diese Person sei nicht da, also bekomme sie nun eben die Vorgesetzte.
Und nun lest bitte erneut den Titel dieses Eintrags. Ich glaube, das Zitat hat irgendwo seine Richtigkeit.
Ich wünsche euch einen Tag des Friedens! Bis zum nächsten Mal!
Manche Tage beginnen schon mit einem bestimmten Thema. Man wacht auf und merkt, heute ist die Stimmung anders als sonst. Und dann gehst du aus dem Haus und stellst fest: ich hatte Recht!
So ging es mir letzte Woche. War es Mittwoch? Ich ging aus dem Haus mit einem unguten Gefühl, lief die Straße hinunter, um zu meinem Auto zu kommen (das sind wohlgemerkt 10 Minuten Fußweg, weil bei uns vor dem Haus erstaunlicherweise nie Parkplätze frei sind). An den Flüchtlingsunterkünften vorbei, die direkt neben der Kirche stehen, da höre ich von rechts einen Mann schreien: "HEY HÖR AUF! WAS SOLL DAS? SPINNST DU?"
Natürlich sehe ich hin, ob ich eventuell helfen kann, denn der Mann klang recht panisch. Ich sehe also in der Seitengasse einen untersetzten Herren um die 40 mit einem, sagen wir mal, recht passablen Schnurrbart die Arme in die Luft strecken und wedeln. Um den Oberkörper trägt er mit einem Gurt einen Laubpuster (ich weiß nicht, die dieses Gerät wirklich heißt, aber der Zweck der Maschine sollte klar sein). Auf ihn zu fährt mit Karacho ein Transportwagen mit offener Ladefläche, wie ihn Gärtnereien zum Transport von Pflanzen zu nutzen pflegen. Der Fahrer und der Beifahrer lachen ob der Panik ihres Kollegen, alle in orangefarbenen Westen.
Der Mann tut mir leid. Scheinbar haben sie das nicht zum ersten Mal gemacht. Vielleicht fahren sie bereits seit einer halben Stunde im Kreis, nur um ihn zu ärgern. Als die Herren an mir vorbeifahren, kann ich sehen, wie sie sich über ihn lustig machen. Es ist furchtbar. Der Arbeiter wirft seinen Laubbläser an (so heißt das, oder?) und geht weiter seiner Arbeit nach. Als ich noch denke: "fragt sich, für wie lange," kommt ein Fahrradfahrer vorbei und schreit den Mann in Orange an, er soll aufhören, den Dreck durch die Gegend zu pusten. Er hätte lieber im Bett bleiben sollen. Sieben Uhr morgens und nur Ärger.
Während ich also noch darüber nachdenke, ob ich dem Mann hätte irgendwelche aufmunternden Worte zukommen lassen sollen, steige ich in meinen Wagen und fahre los. An der nächsten Kreuzung werde ich bereits von einem anderen Fahrer auf sehr gefährliche Weise geschnitten. Wütend schlage ich mit der Faust auf die Hupe, der Mann dreht den Kopf, sieht mich an und fährt weiter, als sei nichts gewesen. Anzeigen sollte ich ihn, denke ich - und während ich versuche mir sein Kennzeichen einzuprägen, denke ich, dass ich gerade einfach nur die allgemein negative Stimmung aufgegriffen habe und dementsprechend weiter verbreite. ich beherrsche mich und fahre zur Arbeit.
Die ersten beiden Anrufe schreien mich bereits an - grundlos. Ich erinnere mich an die Hupe und bleibe ruhig. Auch bei dem Dritten und Vierten bleibe ich ruhig und sachlich. Heute ist ein sehr aggressiver Tag. Etwa zwei Stunden später kommt meine Vorgesetzte, eine weitere Stunde später kommt eine Arbeitskollegin und stellt meiner Vorgesetzten einen Strauß gelber und Roter Tulpen auf den Tisch. Sie habe diese Blumen eigentlich jemand anderes geben wollen zum Geburtstag, aber diese Person sei nicht da, also bekomme sie nun eben die Vorgesetzte.
Und nun lest bitte erneut den Titel dieses Eintrags. Ich glaube, das Zitat hat irgendwo seine Richtigkeit.
Ich wünsche euch einen Tag des Friedens! Bis zum nächsten Mal!
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Jeder ist überzeugt, er könne Bücher kritisieren, nur weil er lesen und schreiben gelernt hat. *Maugham*
tashbomville, 16:43h
...und jeder ist zusätzlich davon überzeugt, das Buch nach dem Einband beurteilen zu können.
Doch es ist eine Tatsache, dass das Parfüm mit dem aufregendsten Design den grauenhaftesten Duft versprüht und der hässlichste Mensch nach dem ersten Kennenlernen der schönste werden kann.
Nichts ist vergänglicher, als das äußere Erscheinungsbild; nichts fragiler, als eine falsch behandelte und als selbstverständlich angesehene Freundschaft.
Als ich meine derzeitigen Mitbewohner kennenlernte, war es bei Sarah ein nichtssagendes und unscheinbares Gesicht - eine Arbeitskollegin eben. Bis wir an der Rezeption standen, beide Hände auf Hündchenhaltung und sie sagte: "Hey, du machst das ja auch", woraufhin ich antwortete: "Na klar, wo soll ich denn sonst damit hin?" So gingen Jahre ins Land, in denen wir uns immer wieder gerne an diese Situation erinnern und heute ist sie, aufgrund ihrer Charakterzüge, ein wunderschöner Mensch, ohne dass ich objektiv beurteilen könnte, wie ihr äußeres Erscheinungsbild ist. Nun wohnen wir beide mit Olli zusammen in einer WG und unterstützen uns gegenseitig: wenn eine von uns beiden krank ist, kocht und putzt die andere. Wir teilen Einkäufe und Erlebnisse, haben Rituale eingeführt, wie sich gegenseitig von der Arbeit abzuholen und dabei Dampf abzulassen.
Anders hingegen sieht es mit Olli aus. Als ich ihn an der Rezeption sitzen sah, als er Sarah einmal bei uns auf der Arbeit besuchte, sah ich ein Glimmen der Interesse in seinen Augen, war auch nicht abgeneigt. Er erschien mir attraktiv und männlich, fröhlich, freundlich. Damals wohnte er bereits mit Sarah in einer WG und einer weiteren Person, die für diesen Teil der Geschichte irrelevant ist.
Heute sehe ich ihn an und sein Gesicht schmilzt. Seit wir zusammenwohnen, flüchtet er. Er war derjenige, der eine WG mit uns beiden wollte aber er integriert sich nicht, lässt die Balkontür sperrangelweit offen, spricht von Zusammenhalt und gemeinsamen Unternehmungen doch hat, offenbar, kein wirkliches Interesse daran.
Das Handeln steht über den Worten und seinen Worten nach müsste er ein perfekter Freund und Gentleman sein - doch das ist er nicht.
Ja, ich bin Existenzialist und mein Denken beherrscht mein Handeln, beherrscht mein Leben - was ist eine Entschuldigung wert, wenn sich das Ereignis stets wiederholt? Auch ich mache Fehler - doch im Anschluss versuche ich, sie zu vermeiden. Und wenn ich auf eine Sache angesprochen werde, die unangebracht war, denke ich darüber nach, denke "mea culpa", entschuldige mich und vermeide entsprechende Situationen.
Als ich die beiden kennengelernt habe, standen da zwei Parfümflaschen, eine unscheinbar, eine wunderschön. Oder zwei Bücher: eines mit einem aufregenden Einband und eines mit einem grauen und einem Titeldruck. Nur die Zeit, die Diffusion, das Lesen zeigt einem Menschen den wahren Inhalt einer Parfümflasche oder eines Buches.
Und ich bin sehr froh, dass ich mich für beides entschieden habe, um zu dem Schluss zu kommen und zu lernen, dass das Äußere selten mit dem Inneren kongruiert.
Holen wir den Existenzialismus doch in die Gegenwart - wie viele nichtssagende Gesichter könnten in unseren Augen wunderschön wirken!
Ich wünsche euch einen Tag des Friedens! Bis zum nächsten Mal!
Doch es ist eine Tatsache, dass das Parfüm mit dem aufregendsten Design den grauenhaftesten Duft versprüht und der hässlichste Mensch nach dem ersten Kennenlernen der schönste werden kann.
Nichts ist vergänglicher, als das äußere Erscheinungsbild; nichts fragiler, als eine falsch behandelte und als selbstverständlich angesehene Freundschaft.
Als ich meine derzeitigen Mitbewohner kennenlernte, war es bei Sarah ein nichtssagendes und unscheinbares Gesicht - eine Arbeitskollegin eben. Bis wir an der Rezeption standen, beide Hände auf Hündchenhaltung und sie sagte: "Hey, du machst das ja auch", woraufhin ich antwortete: "Na klar, wo soll ich denn sonst damit hin?" So gingen Jahre ins Land, in denen wir uns immer wieder gerne an diese Situation erinnern und heute ist sie, aufgrund ihrer Charakterzüge, ein wunderschöner Mensch, ohne dass ich objektiv beurteilen könnte, wie ihr äußeres Erscheinungsbild ist. Nun wohnen wir beide mit Olli zusammen in einer WG und unterstützen uns gegenseitig: wenn eine von uns beiden krank ist, kocht und putzt die andere. Wir teilen Einkäufe und Erlebnisse, haben Rituale eingeführt, wie sich gegenseitig von der Arbeit abzuholen und dabei Dampf abzulassen.
Anders hingegen sieht es mit Olli aus. Als ich ihn an der Rezeption sitzen sah, als er Sarah einmal bei uns auf der Arbeit besuchte, sah ich ein Glimmen der Interesse in seinen Augen, war auch nicht abgeneigt. Er erschien mir attraktiv und männlich, fröhlich, freundlich. Damals wohnte er bereits mit Sarah in einer WG und einer weiteren Person, die für diesen Teil der Geschichte irrelevant ist.
Heute sehe ich ihn an und sein Gesicht schmilzt. Seit wir zusammenwohnen, flüchtet er. Er war derjenige, der eine WG mit uns beiden wollte aber er integriert sich nicht, lässt die Balkontür sperrangelweit offen, spricht von Zusammenhalt und gemeinsamen Unternehmungen doch hat, offenbar, kein wirkliches Interesse daran.
Das Handeln steht über den Worten und seinen Worten nach müsste er ein perfekter Freund und Gentleman sein - doch das ist er nicht.
Ja, ich bin Existenzialist und mein Denken beherrscht mein Handeln, beherrscht mein Leben - was ist eine Entschuldigung wert, wenn sich das Ereignis stets wiederholt? Auch ich mache Fehler - doch im Anschluss versuche ich, sie zu vermeiden. Und wenn ich auf eine Sache angesprochen werde, die unangebracht war, denke ich darüber nach, denke "mea culpa", entschuldige mich und vermeide entsprechende Situationen.
Als ich die beiden kennengelernt habe, standen da zwei Parfümflaschen, eine unscheinbar, eine wunderschön. Oder zwei Bücher: eines mit einem aufregenden Einband und eines mit einem grauen und einem Titeldruck. Nur die Zeit, die Diffusion, das Lesen zeigt einem Menschen den wahren Inhalt einer Parfümflasche oder eines Buches.
Und ich bin sehr froh, dass ich mich für beides entschieden habe, um zu dem Schluss zu kommen und zu lernen, dass das Äußere selten mit dem Inneren kongruiert.
Holen wir den Existenzialismus doch in die Gegenwart - wie viele nichtssagende Gesichter könnten in unseren Augen wunderschön wirken!
Ich wünsche euch einen Tag des Friedens! Bis zum nächsten Mal!
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